Gedichte: Friedrich Schiller - An die Astronomen - An einen Moralisten - Bittschrift - Das Geheimnis - Link
Posted by Ricardo Marcenaro | Posted in Gedichte: Friedrich Schiller - An die Astronomen - An einen Moralisten - Bittschrift - Das Geheimnis - Link | Posted on 14:48
An die Astronomen
Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen!
Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?
Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume;
Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht
An einen Moralisten
Was zürnst du unsrer frohen Jugendweise
Und lehrst, daß Lieben Tändeln sei?
Du starrest in des Winters Eise
Und schmälest auf den goldnen Mai.
Einst, als du noch das Nymphenvolk bekriegtest,
Ein Held des Karnevals den deutschen Wirbel flogst,
Ein Himmelreich in beiden Armen wiegtest
Und Nektarduft von Mädchenlippen sogst—
Ha Seladon! wenn damals aus den Achsen
Gewichen wär der Erde schwerer Ball,
Im Liebesknäul mit Julien verwachsen
Du hättest überhört den Fall!
O denk zurück nach deinen Rosentagen
Und lerne: die Philosophie
Schlägt um, wie unsre Pulse anders schlagen;
Zu Göttern schaffst du Menschen nie.
Wohl, wenn ins Eis des klügelnden Verstandes
Das warme Blut ein bißchen muntrer springt!
Laß den Bewohnern eines bessern Landes,
Was nie dem Sterblichen gelingt.
Zwingt doch der irdische Gefährte
Den gottgebornen Geist in Kerkermauren ein,
Er wehrt mir, daß ich Engel werde,
Ich will ihm folgen, Mensch zu sein.
Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen!
Ist die Natur nur groß, weil sie zu zählen euch gibt?
Euer Gegenstand ist der erhabenste freilich im Raume;
Aber, Freunde, im Raum wohnt das Erhabene nicht
An einen Moralisten
Was zürnst du unsrer frohen Jugendweise
Und lehrst, daß Lieben Tändeln sei?
Du starrest in des Winters Eise
Und schmälest auf den goldnen Mai.
Einst, als du noch das Nymphenvolk bekriegtest,
Ein Held des Karnevals den deutschen Wirbel flogst,
Ein Himmelreich in beiden Armen wiegtest
Und Nektarduft von Mädchenlippen sogst—
Ha Seladon! wenn damals aus den Achsen
Gewichen wär der Erde schwerer Ball,
Im Liebesknäul mit Julien verwachsen
Du hättest überhört den Fall!
O denk zurück nach deinen Rosentagen
Und lerne: die Philosophie
Schlägt um, wie unsre Pulse anders schlagen;
Zu Göttern schaffst du Menschen nie.
Wohl, wenn ins Eis des klügelnden Verstandes
Das warme Blut ein bißchen muntrer springt!
Laß den Bewohnern eines bessern Landes,
Was nie dem Sterblichen gelingt.
Zwingt doch der irdische Gefährte
Den gottgebornen Geist in Kerkermauren ein,
Er wehrt mir, daß ich Engel werde,
Ich will ihm folgen, Mensch zu sein.
Bittschrift
Dumm ist mein Kopf und schwer wie Blei,
Die Tobaksdose ledig,
Mein Magen leer—der Himmel sei
Dem Trauerspiele gnädig.
Ich kratze mit dem Federkiel
Auf den gewalkten Lumpen;
Wer kann Empfindung und Gefühl
Aus hohlem Herzen pumpen?
Feu'r soll ich gießen aufs Papier
Mit angefrornem Finger?—
O Phöbus, hassest du Geschmier,
So wärm auch deine Sänger.
Die Wäsche klatscht vor meiner Tür,
Es scharrt die Küchenzofe.
Und mich—mich ruft das Flügeltier
Nach König Philipps Hofe.
Ich steige mutig auf das Roß;
In wenigen Sekunden
Seh ich Madrid—Am Königsschloß
Hab ich es angebunden.
Ich eile durch die Galerie
Und—siehe da!—belausche
Die junge Fürstin Eboli
In süßem Liebesrausche.
Jetzt sinkt sie an des Prinzen Brust
Mit wonnevollem Schauer,
In i h r e n Augen Götterlust,
Doch in den s e i n e n Trauer.
Schon ruft das schöne Weib Triumph,
Schon hör ich—Tod und Hölle!
Was hör ich?—einen nassen Strumpf
Geworfen in die Welle.
Und weg ist Traum und Feerei—
Prinzessin, Gott befohlen!
Der Teufel soll die Dichterei
Beim Hemdenwaschen holen.
Dumm ist mein Kopf und schwer wie Blei,
Die Tobaksdose ledig,
Mein Magen leer—der Himmel sei
Dem Trauerspiele gnädig.
Ich kratze mit dem Federkiel
Auf den gewalkten Lumpen;
Wer kann Empfindung und Gefühl
Aus hohlem Herzen pumpen?
Feu'r soll ich gießen aufs Papier
Mit angefrornem Finger?—
O Phöbus, hassest du Geschmier,
So wärm auch deine Sänger.
Die Wäsche klatscht vor meiner Tür,
Es scharrt die Küchenzofe.
Und mich—mich ruft das Flügeltier
Nach König Philipps Hofe.
Ich steige mutig auf das Roß;
In wenigen Sekunden
Seh ich Madrid—Am Königsschloß
Hab ich es angebunden.
Ich eile durch die Galerie
Und—siehe da!—belausche
Die junge Fürstin Eboli
In süßem Liebesrausche.
Jetzt sinkt sie an des Prinzen Brust
Mit wonnevollem Schauer,
In i h r e n Augen Götterlust,
Doch in den s e i n e n Trauer.
Schon ruft das schöne Weib Triumph,
Schon hör ich—Tod und Hölle!
Was hör ich?—einen nassen Strumpf
Geworfen in die Welle.
Und weg ist Traum und Feerei—
Prinzessin, Gott befohlen!
Der Teufel soll die Dichterei
Beim Hemdenwaschen holen.
Das Geheimnis
Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,
Zu viele Lauscher waren wach;
Den Blick nur durft ich schüchtern fragen,
Und wohl verstand ich, was er sprach.
Leis komm ich her in deine Stille,
Du schön belaubtes Buchenzelt,
Verbirg in deiner grünen Hülle
Die Liebenden dem Aug der Welt.
Von ferne mit verworrnem Sausen
Arbeitet der geschäft'ge Tag,
Und durch der Stimmen hohles Brausen
Erkenn ich schwerer Hämmer Schlag.
So sauer ringt die kargen Lose
Der Mensch dem harten Himmel ab,
Doch leicht erworben, aus dem Schoße
Der Götter fällt das Glück herab.
Daß ja die Menschen nie es hören,
Wie treue Lieb uns still beglückt!
Sie können nur die Freude stören,
Weil Freude nie sie selbst entzückt.
Die Welt wird nie das Glück erlauben,
Als Beute wird es nur gehascht,
Entwenden mußt du's oder rauben,
Eh dich die Mißgunst überrascht.
Leis auf den Zehen kommt's geschlichen,
Die Stille liebt es und die Nacht,
Mit schnellen Füßen ist's entwichen,
Wo des Verräters Auge wacht.
O schlinge dich, du sanfte Quelle,
Ein breiter Strom um uns herum,
Und drohend mit empörter Welle
Verteidige dies Heiligtum!
Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,
Zu viele Lauscher waren wach;
Den Blick nur durft ich schüchtern fragen,
Und wohl verstand ich, was er sprach.
Leis komm ich her in deine Stille,
Du schön belaubtes Buchenzelt,
Verbirg in deiner grünen Hülle
Die Liebenden dem Aug der Welt.
Von ferne mit verworrnem Sausen
Arbeitet der geschäft'ge Tag,
Und durch der Stimmen hohles Brausen
Erkenn ich schwerer Hämmer Schlag.
So sauer ringt die kargen Lose
Der Mensch dem harten Himmel ab,
Doch leicht erworben, aus dem Schoße
Der Götter fällt das Glück herab.
Daß ja die Menschen nie es hören,
Wie treue Lieb uns still beglückt!
Sie können nur die Freude stören,
Weil Freude nie sie selbst entzückt.
Die Welt wird nie das Glück erlauben,
Als Beute wird es nur gehascht,
Entwenden mußt du's oder rauben,
Eh dich die Mißgunst überrascht.
Leis auf den Zehen kommt's geschlichen,
Die Stille liebt es und die Nacht,
Mit schnellen Füßen ist's entwichen,
Wo des Verräters Auge wacht.
O schlinge dich, du sanfte Quelle,
Ein breiter Strom um uns herum,
Und drohend mit empörter Welle
Verteidige dies Heiligtum!
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