Music: Schoenberg Gurre Lieder - Ein seltsamer Vogel - Final Chorus (Heppner. Voigt. Levin) - Complete German Lyrics - Link to English e Italiano translations

Posted by Ricardo Marcenaro | Posted in | Posted on 8:22




Schoenberg Gurre Lieder - Ein seltsamer Vogel (Heppner. Voigt)

Klaus-Narr:

 "Ein seltsamer Vogel ist so'n Aal,
 im Wasser lebt er meist, 
 (go to the colored text)
 




Schoenberg Gurre Lieder - Final Chorus (Heppner, Voigt, Levin)


Gemischter Chor:

 Seht die Sonne farbenfroh am Himmelssaum
 östlich grüßt ihr Morgentraum.
(go to the colored text)



COMPLETE LYRICS

I.

Waldemar:
 Nun dämpft die Dämm'rung
 jeden Ton von Meer und Land,
 Die fliegenden Wolken
 lagerten sich wohlig
 am Himmelsrand.
 Lautloser Friede schloß dem Forst
 die luftigen Pforten zu,
 und des Meeres klare Wogen
 wiegten sich selber zur Ruh.
 Im Westen wirft die Sonne
 von sich die Purpurtracht
 und träumt im Flutenbette
 des nächsten Tages Pracht.
 Nun regt sich nicht
 das kleinste Laub
 in des Waldes prangendem Haus;
 nun tönt auch nicht
 der leiseste Klang:
 Ruh' aus, mein Sinn, ruh' aus!
 Und jede Macht ist versunken
 in der eignen Träume Schoß,
 und es treibt mich zu mir
 selbst zurück,
 stillfriedlich, sorgenlos.

Tove:
 Oh, wenn des Mondes Strahlen
 leise gleiten,
 und Friede sich und Ruh
 durchs All verbreiten,
 nicht Wasser dünkt mich dann
 des Meeres Raum,
 und jener Wald scheint nicht
 Gebüsch und Baum.
 Das sind nicht Wolken,
 die den Himmel schmücken,
 und Tal und Hügel
 nicht der Erde Rücken,
 und Form und Farbenspiel,
 nur eitle Schäume,
 und alles Abglanz nur
 der Gottesträume.

Waldemar:
 Roß! Mein Roß!
 Was schleichst du so träg!
 Nein, ich seh's, es flieht der Weg
 hurtig unter der Hufe Tritten.
 Aber noch schneller mußt du eilen,
 bist noch in des Waldes Mitten,
 und ich wähnte, ohn' Verweilen
 sprengt' ich gleich in Gurre ein.
 Nun weicht der Wald,
 schon seh' ich dort die Burg,
 die Tove mir umschließt,
 Indes im Rücken uns der Forst
 zu finstrem Wall zusammenfließt;
 aber noch weiter jage du zu!
 Sieh! Des Waldes Schatten dehnen
 über Flur sich weit und Moor!
 Eh' sie Gurres Grund erreichen,
 muß ich stehn vor Toves Tor.
 Eh' der Laut, der jetzo klinget,
 ruht, um nimmermehr zu tönen,
 muß dein flinker Hufschlag, Renner,
 über Gurres Brücke dröhnen;
 eh' das welke Blatt -
 dort schwebt es -,
 mag herab zum Bache fallen,
 muß in Gurres Hof dein Wiehern
 fröhlich widerhallen!
 Der Schatten dehnt sich,
 der Ton verklingt,
 nun falle, Blatt, magst untergehn:
 Volmer hat Tove gesehn!

Tove:
 Sterne jubeln, das Meer,
 es leuchtet, preßt an die Küste
 sein pochendes Herz,
 Blätter, sie murmeln,
 es zittert ihr Tauschmuck,
 Seewind umfängt mich
 in mutigem Scherz,
 Wetterhahn singt,
 und die Turmzinnern nicken,
 Burschen stolzieren
 mit flammenden Blicken,
 wogende Brust voll üppigen Lebens
 fesseln die blühenden
 Dirnen vergebens,
 Rosen, sie mühn sich,
 zu spähn in die Ferne,
 Fackeln, sie lodern
 und leuchten so gerne,
 Wald erschließt
 seinen Bann zur Stell',
 horch, in der Stadt nun
 Hundegebel!
 Und die steigenden Wogen
 der Treppe tragen zum Hafen
 den fürstlichen Held,
 bis er auf alleroberster Staffel
 mir in die offenen Arme fällt.

Waldemar:
 So tanzen die Engel
 vor Gottes Thron nicht,
 wie die Welt nun tanzt vor mir.
 So lieblich klingt
 ihrer Harfen Ton nicht,
 wie Waldemars Seele dir.
 Aber stolzer auch saß
 neben Gott nicht Christ
 nach dem harten Erlösungsstreite,
 als Waldemar stolz nun
 und königlich ist
 an Toveliles Seite.
 Nicht sehnlicher möchten
 die Seelen gewinnen
 den Weg zu der Seligen Bund,
 als ich deinen Kuß,
 da ich Gurres Zinnen
 sah leuchten vom Öresund.
 Und ich tausch' auch nicht
 ihren Mauerwall
 und den Schatz,
 den treu sie bewahren,
 für Himmelreichs Glanz
 und betäubenden Schall
 und alle der heiligen Schaaren!

Tove:
 Nun sag ich dir zum ersten Mal:
 "König Volmer, ich liebe dich!"
 Nun küss' ich dich zum erstenmal,
 und schlinge den Arm um dich.
 Und sprichst du,
 ich hättes schon früher gesagt
 und je meinen Kuß dir geschenkt,
 so sprech' ich: "Der König ist ein Narr,
 der flüchtigen Tandes gedenkt."
 Und sagst du: "Wohl bin ich solch ein Narr,"
 so sprech ich: "Der König hat recht;"
 doch sagst du: "Nein, ich bin es nicht,"
 so sprech ich: "Der König ist schlecht."
 Denn all meine Rosen küßt' ich zu Tod,
 dieweil ich deiner gedacht.

Waldemar:
 Es ist Mitternachtszeit,
 und unsel'ge Geschlechter
 stehn auf aus vergess'nen, eingesunknen Gräbern,
 und sie blicken mit Sehnsucht
 nach den Kerzen der Burg
 und der Hütte Licht.
 Und der Wind schüttelt spottend
 nieder auf sie Harfenschlag
 und Becherklang und Liebeslieder.
 Und sie schwinden und seufzen:
 "Unsre Zeit ist um."
 Mein Haupt wiegt sich
 auf lebenden Wogen,
 meine Hand vernimmt
 eines Herzens Schlag,
 lebenschwellend
 strömt auf mich nieder
 glühender Küsse Purpurregen,
 und meine Lippe jubelt:
 "Jetzt ist's meine Zeit!"
 Aber die Zeit flieht,
 Und umgehn werd' ich
 zur Mitternachtsstunde
 dereinst als tot,
 werd' eng um mich
 das Leichenlaken ziehn
 wider die kalten Winde
 und weiter mich schleichen
 im späten Mondlicht
 und schmerzgebunden
 mit schwerem Grabkreuz
 deinen lieben Namen
 in die Erde ritzen
 und sinken und seufzen:
 "Uns're Zeit ist um!"

Tove:
 Du sendest mir einen Liebesblick
 und senkst das Auge,
 doch das Blick preßt
 deine Hand in meine,
 und der Druck erstirbt;
 aber als liebeweckenden Kuß
 legst du meinen Händedruck mir
 auf die Lippen
 und du kannst noch seufzen
 um des Todes Willen,
 wenn ein Blick auflodern kann
 wie ein flammender Kuß?
 Die leuchtenden Sterne
 am Himmel droben
 bleichen wohl, wenn's graut,
 doch lodern sie neu jede
 Mitternachtzeit
 in ewiger Pracht.
 So kurz ist der Tod,
 wie ruhiger Schlummer
 von Dämm'rung zu Dämmrung.
 Und wenn du erwachst,
 bei dir auf dem lager
 in neuer Schönheit
 siehst du strahlen
 die junge Braut.
 So laß uns die goldene
 Schale leeren
 ihm, dem mächtig verschönenden Tod.
 Denn wir gehn zu Grab
 wie ein Lächeln,
 ersterbend im seligen Kuß.

Waldemar:
 Du wunderliche Tove!
 So reich durch dich nun bin ich,
 daß nicht einmal mehr
 ein Wunsch mir eigen;
 so leicht meine Brust,
 mein Denken so klar,
 ein wacher Frieden
 über meiner Seele.
 Es ist so still in mir,
 so seltsam stille.
 Auf der Lippe weilt
 brückeschlagend das Wort,
 doch sinkt es wieder zur Ruh'.
 Denn mir ist's, als schlüg'
 in meiner Brust
 deines Herzens Schlag,
 und als höbe mein Atemschlag,
 Tove, deinen Busen.
 Und uns're Gedanken seh ich
 entstehn und zusammengleiten
 wie Wolken, die sich begegnen,
 und vereint wiegen sie sich
 in wechselnden Formen.
 Und meine Seele ist still,
 ich seh in dein Aug und schweige,
 du wunderliche Tove.

Stimme der Waldtaube:
 Tauben von Gurre! Sorge quält mich,
 vom Weg über die Insel her!
 Kommet! Lauschet!
 Tot ist Tove! Nacht auf ihrem Auge,
 das der Tag des Königs war!
 Still ist ihr Herz,
 doch des Königs Herz schlägt wild,
 tot und doch wild!
 Seltsam gleichend einem Boot
 auf der Woge,
 wenn der, zu dess' Empfang
 die Planken huldigend
 sich gekrümmt,
 des Schiffes Steurer tot liegt,
 verstrickt in der Tiefe Tang.
 Keiner bringt ihnen Botschaft,
 unwegsam der Weg.
 Wie zwei Ströme
 waren ihre Gedanken,
 Ströme gleitend Seit' an Seite.
 Wo strömen nun Toves Gedanken?
 Die des Königs winden sich
 seltsam dahin,
 suchen nach denen Toves,
 finden sie nicht.
 Weit flog ich, Klage sucht' ich,
 fand gar viel!
 Den Sarg sah ich
 auf Königs Schultern,
 Henning stürzt' ihn;
 finster war die Nacht,
 eine einzige Fackel
 brannte am Weg;
 die Königin hielt sie,
 hoch auf dem Söller,
 rachebegierigen Sinns.
 Tränen,
 die sie nicht weinen wollte,
 funkelten im Auge.
 Weit flog ich, Klage sucht' ich,
 fand gar viel!
 Den König sah ich,
 mit dem Sarge fuhr er,
 im Bauernwams.
 Sein Streitroß,
 das oft zum Sieg ihn getragen,
 zog den Sarg.
 Wild starrte des Königs Auge,
 suchte nach einem Blick,
 seltsam lauschte des Königs Herz
 nach einem Wort.
 Henning sprach zum König,
 aber noch immer suchte er
 Wort und Blick.
 Der König öffnet Toves Sarg,
 starrt und lauscht
 mit bebenden Lippen,
 Tove ist stumm!
 Weit flog ich, Klage sucht' ich,
 fand gar viel!
Wollt' ein Mönch am Seile ziehn,
 Abendsegen läuten;
 doch er sah den Wagenlenker
 und vernahm die Trauerbotschaft:
 Sonne sank, indes die Glocke
 Grabgeläute tönte.
 Weit flog ich, Klage sucht' ich
 und den Tod!
 Helwigs Falke war's, der grausam
 Gurres Taube zerriß.

II.

Waldemar:
 Herrgott, weißt du, was du tatest,
 als klein Tove mir verstarb?
 Triebst mich aus der letzten Freistatt,
 die ich meinem Glück erwarb!
 Herr, du solltest wohl erröten:
 Bettlers einz'ges Lamm zu töten!
 Herrgott, ich bin auch ein Herrscher,
 und es ist mein Herrscherglauben:
 Meinem Untertanen darf ich nie
 die letzte Leuchte rauben.
 Falsche Wege schlägst du ein:
 Das heißt wohl Tyrann,
 nicht Herrscher sein!
 Herrgott, deine Engelscharen
 singen stets nur deinen Preis,
 doch dir wäre mehr vonnöten
 einer, der zu tadeln weiß.
 Und wer mag solches wagen?
 Laß mich, Herr, die Kappe
 deines Hofnarrn tragen!

III. Die wilde Jagd

Waldemar:
 Erwacht, König Waldemars
 Mannen wert!
 Schnallt an die Lende
 das rostige Schwert,
 holt aus der Kirche
 verstaubte Schilde,
 gräulich bemalt mit wüstem Gebilde.
 Weckt eurer Rosse modernde Leichen,
 schmückt sie mit Gold,
 und spornt ihre Weichen:
 Nach Gurrestadt seid ihr entboten,
 heute ist Ausfahrt der Toten!

Bauer:
 Deckel des Sarges
 klappert und klappt,
 Schwer kommt's her
 durch die Nacht getrabt.
 Rasen nieder vom Hügel rollt,
 über den Grüften
 klingt's hell wie Gold!
 Klirren und Rasseln
 durch's Rüsthaus geht,
 Werfen und Rücken mit altem Gerät,
 Steinegepolter am Kirchhofrain,
 Sperber sausen
 vom Turm und schrein,
 auf und zu fliegt's Kirchentor!

Waldemars Mannen:
 Holla!

Bauer:
 Da fährt's vorbei!
 Rasch die Decke übers Ohr!
 Ich schlage drei heilige
 Kreuze geschwind
 für Leut' und Haus,
 für Roß und Rind;
 dreimal nenn ich Christi Namen,
 so bleibt bewahrt der Felder Samen.
 Die Glieder noch bekreuz ich klug,
 wo der Herr seine heiligen
 Wunden trug,
 so bin ich geschützt
 vor der nächtlichen Mahr,
 vor Elfenschuß und Trolls Gefahr.
 Zuletzt vor die Tür
 noch Stahl und Stein,
 so kann mir nichts Böses
 zur Tür herein.

Waldemars Mannen:
 Gegrüßt, o König, an Gurre-Seestrand!
 Nun jagen wir über das Inselland!
 Holla!
 Vom stranglosen Bogen Pfeile zu senden,
 mit hohlen Augen und Knochenhänden,
 zu treffen des Hirsches Schattengebild,
 daß Wiesentau aus der Wunde quillt.
 Holla! Der Walstatt Raben Geleit uns gaben,
 über Buchenkronen die Rosse traben,
 Holla!
 So jagen wir nach gemeiner Sag'
 eine jede Nacht bis zum jüngsten Tag.
 Holla! Hussa Hund! Hussa Pferd!
 Nur kurze Zeit das Jagen währt!
 Hier ist das Schloß, wie einst vor Zeiten!
 Holla!
 Lokes Hafer gebt den Mähren,
 wir wollen vom alten Ruhme zehren.

Waldemar:
 Mit Toves Stimme flüstert der Wald,
 mit Toves Augen schaut der See,
 mit Toves Lächeln leuchten die Sterne,
 die Wolke schwillt wie des Busens Schnee.
 Es jagen die Sinne, sie zu fassen,
 Gedanken kämpfennach ihrem Bilde.
 Aber Tove ist hier und Tove ist da,
 Tove ist fern und Tove ist nah.
 Tove, bist du's, mit Zaubermacht
 gefesselt an Sees- und Waldespracht?
 Das tote Herz, es schwillt und dehnt sich,
 Tove, Tove,
 Waldemar sehnt sich nach dir!

Klaus-Narr:
 "Ein seltsamer Vogel ist so'n Aal,
 im Wasser lebt er meist,
 Kommt doch bei Mondschein
 dann und wann
 ans Uferland gereist."
 Das sang ich oft
 meines Herren Gästen,
 nun aber paßt's auf mich selber
 am besten.
 Ich halte jetzt kein Haus
 und lebe äußerst schlicht
 und lud auch niemand ein
 und praßt' und lärmte nicht,
 und dennoch zehrt an mir
 manch unverschämter Wicht,
 drum kann ich auch nichts bieten,
 ob ich will oder nicht,
 doch - dem schenk ich
 meine nächtliche Ruh,
 der mir den Grund kann weisen,
 warum ich jede Mitternacht
 den Tümpel muß umkreisen.
 Daß Palle Glob und Erik Paa
 es auch tun, das versteh ich so:
 Sie gehörten nie zu den Frommen;
 jetzt würfeln sie,
 wiewohl zu Pferd,
 um den kühlsten Ort,
 weit weg vom Herd,
 wenn sie zur Hölle kommen.
 Und der König,
 der von Sinnen stets,
 sobald die Eulen klagen,
 und stets nach einem Mädchen ruft,
 das tot seit Jahr und Tagen,
 auch dieser hat's verdient
 und muß von Rechtes wegen jagen.
 Denn er war immer höchst brutal,
 und Vorsicht galt es allermal
 und off'nes Auge für Gefahr,
 da er ja selber Hofnarr war
 bei jener großen Herrschaft
 überm Monde.
 Ich, der glaubte, daß im Grabe
 man vollkomm'ne Ruhe habe,
 daß der Geist beim Staube bleibe,
 friedlich dort sein Wesen treibe,
 still sich sammle für das große Hoffest,
 wo, wir Bruder Knut sagt,
 ertönen die Posaunen,
 wo wir Guten wohlgemut
 Sünder speisen wie Kapaunen -
 ach, daß ich im Ritte rase,
 gegen den Schwanz gedreht die Nase,
 sterbensmüd im wilden Lauf,
 wär's zu spät nicht,
 ich hinge mich auf.
 Doch o wie süß
 soll's schmecken zuletzt,
 werd ich dann doch in den Himmel versetzt!
 Zwar ist mein Sündenregister groß,
 allein vom meisten schwatz ich mich los!
 Wer gab der nackten Wahrheit Kleider?
 Wer war dafür geprügelt leider?
 Ja, wenn es noch Gerechtigkeit gibt,
 Dann muß ich eingehn im Himmels Gnaden...
 Na, und dann mag Gott sich selber gnaden.

Waldemar:
 Du strenger Richter droben,
 du lachst meiner Schmerzen,
 doch dereinst,
 beim Auferstehn des Gebeins
 nimm es dir wohl zu Herzen;
 ich und Tove, wir sind eins.
 So zerreiss' auch unsre Seelen nie,
 zur Hölle mich, zum Himmel sie,
 denn sonst gewinn' ich Macht,
 zertrümmre deiner Engel Wacht
 und sprenge mit meiner wilden Jagd
 ins Himmelreich ein.

Waldemars Mannen:
 Der Hahn erhebt den Kopf zur Kraht,
 hat den Tag schon im Schnabel,
 und von unsern Schwertern trieft
 rostgerötet der Morgentau.
 Die Zeit ist um!
 Mit offnem Mund ruft das Grab,
 und die Erde saugt
 das lichtscheue Rätsel ein.
 Versinket! Versinket!
 Das Leben kommt
 mit Macht und Glanz,
 mit Taten und pochenden Herzen,
 und wir sind des Todes,
 des Schmerzes und des Todes,
 Ins Grab! Ins Grab!
 Zur träumeschwangern Ruh'
 Oh, könnten in Frieden
 wir schlafen!

Des Sommerwindes wilde Jagd

Sprecher:
 Herr Gänsefuß, Frau Gänsekraut,
 nun duckt euch nur geschwind,
 denn des sommerlichen Windes wilde Jagd beginnt.
 Die Mücken fliegen ängstlich
 aus dem schilfdurchwachs'nen Hain,
 In den See grub der Wind seine Silberspuren ein.
 Viel schlimmer kommt es, als ihr euch nur je gedacht;
 Hu! wie's schaurig in den Buchblättern lacht!
 Das ist Sankt Johanniswurm mit der Feuerzunge rot,
 und der schwere Wiesennebel, ein Schatten bleich und tot!
 Welch Wogen und Schwingen!
 Welch Ringen und Singen!
 In die Ähren schlägt der Wind in leidigem Sinne.
 Daß das Kornfeld tönend bebt.
 Mit den langen Beinen fiedelt die Spinne,
 und es reißt, was sie mühsam gewebt.
 Tönend rieselt der Tau zu Tal,
 Sterne schießen und schwinden zumal;
 flüchtend durchraschelt der Falter die Hecken,
 springen die Frösche nach feuchten Verstecken.
 Still! Was mag der Wind nur wollen?
 Wenn das welke Laub er wendet,
 sucht er, was zu früh geendet;
 Frühlings, blauweiße Blütensäume,
 der Erde flüchtige Sommerträume -
 längst sind sie Staub!
 Aber hinauf, über die Bäume
 schwingt er sich nun in lichtere Räume,
 denn dort oben, wie Traum so fein
 meint er, müßten die Blüten sein!
 Und mit seltsam Tönen
 in ihres Laubes Kronen
 grüßt er wieder
 die schlanken Schönen.
 Sieh! nun ist auch das vorbei.
 Auf luftigem Steige wirbelter frei
 zum blanken Spiegel des Sees,
 und dort in der Wellen unendlichem Tanz,
 in bleicher Sterne Widerglanz
 wiegt er sich friedlich ein.
 Wie stille wards zur Stell!
 Ach, war das licht und hell!
 O schwing dich aus dem Blumenkelch, Marienkäferlein,
 und bitte deine schöne Frau um Leben und Sconnenschein.
 Schon tanzen die Wogen am Klippenecke,
 schon schleicht im Grase die bunte Schnecke,
 nun regt sich Waldes Vogelschar,
 Tau schüttelt die Blume vom lockigen Haar
 und späht nach der Sonne aus.
 Erwacht, erwacht, ihr Blumen zur Wonne.

Gemischter Chor:
 Seht die Sonne farbenfroh am Himmelssaum
 östlich grüßt ihr Morgentraum.
 Lächelnd kommt sie aufgestiegen
 Aus der Fluten der Nacht,
 läßt von lichter Stirne fliegen
 Strahlenlockenpracht.




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